Abschluss einer beglückenden Reise
Einige Wochen sind vergangen und der deutsche bzw. schweizer Alltag hat uns beinahe wieder fest im Griff. Es gibt Tage da wehre ich mich gegen all unsere Richtlinien, Verordnungen, Zeitnöte, Abgabetermine, unbeständiges Wetter, Menschenmassen, Lärm, Hektik, Bürokratie, Omnipräsenz, ... die Liste könnte ewig weiter geschrieben werden. Aber immer wieder kommt so ein Moment in unserem alltäglichen Wirrwarr, in dem ich schmunzeln muss, weil man sich an eine Situation erinnert die entweder urkomisch, belustigend, angstvoll, atemberaubend oder beglückend war - dann steht die Zeit kurz still. Ich halte inne. Geniesse. Lache lauthals los. So jedenfalls ist es mir ab und an gegangen bzw. so geht es mir immer noch. Immer wieder. Vor allem auch dann, wenn ich mir unten stehende Berichte von Lisa, Reiner und Michi zu Gemüte ziehe. Herrlich erfrischend und ehrlich.
Wenn ich an die Reise zurück denke, geht mir das Herz auf und meine Augen leuchten. Dankbar blicke ich auf die aussergewöhnlichen, fabelhaften, rührenden und einzigartigen Wochen zurück. Da tun auch die einen oder anderen Differenzen dem ganzen kein Abbruch. ;-)
Ich möchte Euch danken - Lisa, Reiner und Michi!
Dafür, dass ihr mir Euer Vertrauen entgegen gebracht habt. (Immerhin war ich die Einzige die wusste wohin es ging und auf was wir uns einlassen...!)
Dafür, dass ihr mein Triezen so wunderbar ausgehalten habt. ("5 Minuten Pause und dann hopp weiter!")
Dafür, dass ihr Euch auf das Neue und Fremde eingelassen habt. (Das ist nicht selbstverständlich!)
Dafür, dass ich Euer "Guide" sein durfte. (Das ist im Übrigen Fluch und Segen zugleich!)
...
Ich möchte Euch noch meine Mitreisenden vorstellen, welche nach den faszinierenden und überwältigenden Tagen mehr als nur Reisebegleitung für mich geworden sind.
Da wäre zum Einen:
das Energiebündel Lisa - eine Frau zum Pferde stehlen, unkompliziert, bezaubernd, humorvoll und inspirierend.
dann der gechillte Reiner - einzigartig in seiner Art, herrlich komisch, begeisterungsfähig, herzlich
und zu guter Letzt der Michi - Mr. Grossartig, charmant, bodenständig, ruhig, amüsant.
ach ja, ich war auch dabei. Freu!
Die Vorstellung eines Jeden sowie persönliche Highlights werden von den Reisenden selbst übernommen, so kommt folglich eine interessante, spritzige und lustige Ausführung zustande.
Lisa kommt zu Wort - in unverblümter Art und Weise (ungekürzt und unzensiert)
Reiner: Reichhaltig, erhellend, irre, narrativ, einzigartig, rauchig
Unser Reiner mit dem Decknamen Mr. Egg-Speck oder auch Stranger-Danger-Ranger. Er ist unser konstant-Stirnlampen tragender, irrer und von Kälte verfolgter Kommunikator mit einer unbeschreiblichen Einzigartigkeit, umhüllt von einer nicht immer dezenten Brise Rauch und einer großen Portion Herzlichkeit.
Michi: Malz, integrierbar, ch: Schweiz, Isolation
Mit Michael aus der Schweiz kann man immer gut ein Bierchen zischen, er ist problemlos integrierbar in eine Horde verrückter Deutscher und ließ sich davon sogar anstecken, der geballte Spaß war vorprogrammiert und es gab kein Halten mehr (z.B. die Selfiereihe). Die Dachzelt-Isolation war für ihn jedoch kein leichtes Unterfangen. Der Broke-Back-Mountain-Umstand und die einhergehende Geräuschkulisse einer Horde Brüllaffen waren kein leichtes Unterfangen, wurden jedoch mit Bravur überstanden.
Selfiereihe am Strand zwischen Walfischbucht und Swakopmund (Crazy Idee von Michi)
Bianca: beinhart, infantil, allwissend, nonkonform, chillig, auslaufsicher
Bianca – der beste Guide und Wegweiser den man sich vorstellen kann. Immer gewappnet in jeder noch so verzwickten Lage mit jeglichen Tricks und Lösungen in petto. Der Vergleich zu einem Schweizer Taschenmesser oder einem allzeit funktionierenden Inspector Gadget liegt hier nahe. Wenn darüber hinaus nach einem Fläschchen, der Blödsinn in den Sinn kommt, kann die Party beginnen und die Nacht wird zum Tag gemacht. Alles in allem konform aber irgendwie halt doch nicht. Ist der Tag dann wirklich eingetreten, so wird aus "Blanca Shit" wieder Bianca der Guide und ganz gechillt und ohne aus der Ruhe gebracht zu werden, fährt sie über Stunden hinweg, alle noch so unübersichtlichen und steinigen Pads zum nächstgelegenen Camp. Abschließend kann man Bianca ebenso als „auslaufsicher" bezeichnen. Trotz dem Einfluss einiger alkoholischer Flüssigkeiten und unter der Beobachtung von gefühlt 50 Mitarbeitern einer Bar unserer Wahl, ist sie sich sehr wohl bewusst, wie ein Abgang nach Ladenschluss auszusehen hat. Tanzend, mit bester Laune und dem Potenzial alle damit anzustecken.
Lisa über persönliche Highlights:
Mein absolutes Highlight, welches mir für immer in Erinnerung bleiben wird, ist die Campsite Mirabib. Vor dieser Campsite hatte ich ursprünglich den meisten Respekt – Irgendwo im Nirgendwo – ohne wirklichen Anschluss an die Zivilisation, ohne Strom, ohne Sanitäranlagen. Doch trotz all dieser nicht vorhandenen Gegebenheiten und wahrscheinlich auch genau auf Grund dieser Gegebenheiten, war dies mein absolutes Highlight. In den Genuss einer solchen Ruhe und einer solchen Schönheit, abgeschottet von der doch so hektischen und schnell-lebenden Welt, durfte ich noch nie kommen. Die Natur zeigt sich hier von einer ganz anderen, einer schöneren und offenherzigeren Seite und der den Tag ausklingende Sternenhimmel lassen sich kaum in Worte fassen. Letzten Endes waren die eindrucksvollsten Orte diejenigen, denen man zu Beginn den meisten Respekt entgegen brachte. Herausforderung, Abenteuer und Ungewissheit sind dabei genau die Zutaten, die die einzelnen Erlebnisse in guter Erinnerung behalten und Lust auf mehr machen – immer on Tour mit Dachzelt im Gepäck und jeder Menge Bier in der Kühlbox.
Reiner - kurz und knapp
Lisa: sehr sehr liebenswürdiger Mensch, Fußball verrückt, immer umtriebig... spielte sogar in der Wüste mit Steinen Fußball, hatte es nicht immer einfach mit mir, muss mich schließlich schon bei der Arbeit ertragen... :-)
Michael: sehr sehr liebenswürdiger Mensch, mein erster Schweizer den ich mal richtig kennen lernen durfte, Radsport verrückt, sehr sehr große Geduld ... ich weiß wovon ich rede .... musste schließlich einige geräuschvolle Nächte mit mir ertragen.
Bianca: sehr sehr liebenswürdiger Mensch, manchmal ein bisschen streng... für mich, aber gut das man sagt wo es langgeht, Pferde besessen, bekommt immer feuchte Augen wenn sie was berührt.
Reiner über persönliche Highlights:
Das erste absolute Highlight, das ich auf der Reise erlebt habe, war am 22. Juli auf Biancas Farm (Anmerkung von Bianca: gemeint ist die Ranch Koiimasis auf der ich mich sehr wohl fühle und die im Laufe der letzten Jahre auch ein bisschen ein Zuhause für mich geworden ist) Es war schon dunkel und wir hatten bereits alle unsere Stirnlampen auf, als Bianca sagte „Alle mitkommen" ... hinstehen, Lampen aus und die Köpfe nach oben .... für mich ein absoluter Mega-High-Level Moment! Es war so schön diesen wundervollen Sternenhimmel zu sehen, was ich vorher in meinem Leben noch nie gesehen habe... Diese Dunkelheit und das strahlende Licht der Sterne und die Milchstrasse. Ich war total begeistert und war wohl auch erstarrt von der Schönheit ... wusste nicht auf wie viele Sterne ich schaue ... wohl Tausende oder waren das Millionen .... hab zuhause mal gegoogelt ... da steht dann 250 Milliarden +- 150 Milliarden... Unfassbar. Ich hab dort auf jeden Fall noch an alle Grüße geschickt - über mir. Ein unvergessliches Erlebnis was sich bei mir tief eingebrannt hat. Wir hatten ja noch viele solcher Nächte aber dies war ein sehr emotionaler Moment!!!
Eigentlich war auch dieser Ort ein absolutes Highlight ... Biancas Ranch. Wir waren vom 22. – 25. Juli hier und ich habe diese unglaubliche schöne Landschaft ins Herz geschlossen ... Die Einsamkeit, die wahnsinnig schöne Natur ... die Farben der Berge, Steppen/Wüsten, die Tiere (waren nicht so viele ... aber so einen Oryx ganz alleine irgendwo stehen zu sehen war unglaublich schön. Und nicht zu vergessen die Sundowner.
Viele Tage kamen und wir hatten immer wieder unglaubliche Momente in der Natur, unsere Übernachtungen im Zelt - unvergesslich ... sogar einen nationalen Feiertag durften wir genießen .... Danke nochmal Michael, das Raclette war unschlagbar. Dann unsere Nacht in der völligen Einsamkeit unter dem Felsvorsprung wo ich das Camp gegen Ratten verteidigt habe :-)
Nun noch mal ein absolutes Highlight für mich ... müsste wohl der 4. August gewesen sein, war unser erster Tag im Etosha Park ... wir hatten den ganzen Tag den Park erkundet und sind dann am frühen Abend in unserem Camp eingetroffen ... waren danach am Wasserloch von dem Camp ... gewisse Zeit verging und ich dachte, wird wohl gelaufen sein mit den Tieren was noch so vorbeikommt ... plötzlich kamen sie ... Elefanten ... nicht nur einer oder zwei ... nein eine ganze Herde, ca. 24 Tiere, groß und klein. Es war unbeschreiblich schön diese wunderschönen Tiere in freier Natur zu sehen und man war nur noch erstarrt und geflasht von diesem schönen Anblick .... Man konnte irgendwie auch den ganzen Zusammenhalt von den Elefanten spüren ... jeder ist irgendwie für den anderen da... so war zumindest mein Gefühl.
Fazit: Unglaublich schönes Land von der Natur und den Tieren ... auch dieses Entschleunigen für einem selber tat sehr gut und nicht wie sonst in unserer Welt immer höher, weiter und schneller zu leben ... tat sehr gut und ich für meinen Teil, habe wieder viel gelernt und mitgenommen in meiner Welt.
Michael
meine lieben Mitreisenden…
Es ist nun bereits wieder vier Wochen her, dass wir wieder zurück in Europa sind. Vier Wochen in denen ich gerne an Namibia zurück denke. Wir hatten eine wunderbare Zeit. Wir genossen die Stille, den Staub und Sand und das ganz viele Nichts. Beeindruckt hat mich aber auch die Tierwelt und die imposante Ruhe in Namibia.
Im vergangenen Monat hat mich der Arbeitsalltag wieder eingeholt. Es gibt keine Tierwelt oder Ruhe mehr. Der braun-rote Sand ist dem grauen Beton gewichen. Die Ruhe wird durch die Stadt verdrängt.
Was für eine Veränderung. Verkraften kann man dies nicht innerhalb eines Tages. Ich brauchte Zeit...
In den vergangenen Wochen habe ich Biancas Rat befolgt und den Roman „Hummel Dumm" von Tommy Jaud gelesen.
Das war ein echt amüsanter Rückblick auf unsere Zeit in Namibia. Im Buch wird eine Reisegruppe auf ihrer Gruppenrundreise durch Namibia begleitet. Wie es in einem humorvollen Buch zu erwarten ist, beschreibt sich die Reisegruppe selber als „erbärmlichste Reisegruppe seit es Tourismus gibt".
Dies trifft natürlich auf unsere Gruppe absolut nicht zu. Ganz im Gegenteil.
Lisa, Bianca, Reiner… wir waren ein sensationelles Team!
Beim lesen dieser Erzählung hatte ich einige Flashbacks. Etliche Male, musste ich zugeben: "Ja, das kenne ich."
Im folgenden einige Erinnerungen und Ereignisse der Reisegruppe aus dem Buch die sich bei uns genauso zugetragen haben.
Meinen lieben Mitreisenden wissen auf wen dies zutrifft. Den aussenstehenden Blogleser sei gegönnt zu raten und zu spekulieren.
- das Ärgern über das schlechte Essen im Flugzeug
- die langen Fahrten auf den sehr holperigen Pads bei denen es nur aussergewöhnlichen Leuten möglich ist im Auto zu schlafen
- das tägliche Reklamieren über den schlechten oder gar keinen Mobilfunk-Empfang
- das Nichtfunktionieren des Steckdosenadappters auch wenn dieser neu eingekauft wurde
- Reisende die auch nach drei Wochen den Unterschied zwischen Kudu und Impala noch nicht kennen
- das langwierige Einkaufen einer hölzernen Giraffe und dessen sorgfältige Verpackung für die Rückreise
- sich jeden Abend wundern über den vielen Sand in den Schuhen
- die wochenlange Diskussion welches namibische Bier nun das bessere sei. Windhoek Draft oder Tafel Lager?
- die allnachmittägliche Entscheidung entweder für ein Bier oder einen Wein beim Sundowner
- die Verwunderung über die sehr kalten Nächte und das frostige Aufstehen am Morgen
- man muss kiloweise Fleisch gegessen haben um zu erkennen welches namibische Wildfleisch das bevorzugte ist
- das Staunen über die deutschen Gerichte auf der Speisekarte (z.B. Spätzle oder Bratwurst) aber dennoch anschliessend etwas „Nicht-Deutsches" zu bestellen
- die Empörung, dass es in Namibia überall „Jägermeister" zu bestellen gibt und anschliessend selber saufen
- das „Kükis-Pub" in Swakopmund das weniger verspricht als es gibt
- der übertriebene „Männerabend" in Swakopmund (bei uns war es ein „Frauenabend")
- ...
Dank der Lektüre weiss ich nun auch, warum Zebra gestreift sind. Dies ist aber eine andere Geschichte und die müsst ihr selber nachlesen.
Schlussendlich bin ich sehr froh, dass uns Bianca nicht in der Wüste zurückgelassen hat (Spoiler-Alarm: Der Fahrer im Buch hat dies getan). Ich vermute, Bianca hätte sogar Gründe dafür gefunden.
Danke Bianca für die tolle Reise. Ich kann mir keine bessere Reiseorganisatorin vorstellen als dich.
Wenn wir nun unsere Reiseleiterin und Fahrerin, wie auf Tripadvisor beurteilen müssten, wieviele Sternen geben wir Bianca?
Michael: | 💋💋💋💋💋 |
Lisa: | ⚽️⚽️⚽️⚽️⚽️ |
Reiner: | 🍗🍗🍗🍗🍗 |