Aus dem Farmleben (1)

Ich bin mitten im Farmleben angekommen und das gefällt mir unheimlich gut. Schnell habe ich mich wieder zurecht gefunden und meine Aufgaben. Manchmal löse ich diese auf europäische und manchmal auf namibische Art.
Der Tag startet für mich aber immer in Ruhe und mit einem Kaffee in der Hand. Ich stehe vor meinem "Camp", schaue in die Landschaft raus und geniesse den Moment. Es ist genau dieser eine Moment, den wir in unserem Alltag oft vergessen, die Gedanken in die Ferne schweifen lassen und den Augenblick geniessen. Inne halten. Atmen. Frei sein.



Alltag gibt es hier eigentlich nicht. Es gibt bei einigen Sachen aber eine gewisse Routine, vor allem wichtig für die vielen Arbeiter, das Bauprojekte voran kommen, dass das viele Federvieh versorgt ist, die Pumpen funktionieren, die Campsite läuft und noch soviel mehr. Eine solche Ranch zu betreiben ist kein Zuckerschlecken. Tag für Tag dran bleiben. Pläne widerrufen. Neu organisieren. Improvisieren.
Immer wieder ein fantastischer Anlick, wenn nach nur 5mm Nieselregen, das Gras anfängt zu spriessen. So sieht man nach nur wenigen Tagen einen grünen Schimmer über der weiten Fläche.


Am Abend treffe ich mich ab und an mit Anke (der Farmersfrau) zu einem kleinen Sundownerwalk auf den Vogelfelsen. Wir inspizieren die Buschmannplätze, laufen hinüber zu den Emus bevor wir dann die Sonne beobachten wie sie am Horizont versinkt. Später dann sitzen wir noch auf ein Tässchen heisse Schokolade mit Rum zusammen, lekka!


Heute ist Samstag und ich backe Brot und Kuchen - mit Gasofen. Meine Kuchen erfreuen sich hier immer grosser Beliebtheit und noch dazu ist Wochenende. Es fallen noch ein paar kleinere Arbeiten an, bevor am Abend dann Besuch zum Braai (Afrikaans für grillen) kommt. Ich vermute, dass zumindest Wulff heute Nachmittag zum Kaffee - und Kuchen, erscheint.
Natürlich möchte ich euch das Ergebnis nicht vorenthalten und wie das duftet.


Am vorletzten Abend bin ich mit auf die Jagd gefahren. Immer wieder spannend, was wir da draussen alles sehen. Ankes Wunsch waren 4 Springböcke. Nun ist es so, dass Wulff gar nicht gerne zur Jagd fährt, aber um den Fleischbedarf der Farm inkl. Arbeiter und Gäste, sowie der Farm-Lodge zu decken, bleibt es eben nicht aus. Umso sympathischer finde ich seine wiederkehrende Aussage "ohhhh das sind Lämmer, ohhhh das ist so schön, ohhhh ein richtiger Kindergarten". Das Gewehr wurde aus dem Anschlag genommen und weiter ging die Fahrt und zwar solange bis ein passender Bock gefunden wurde. Zwischendurch immer wieder volle Konzentration und Anspannung. Immanuel sitzt oben auf dem Dach und hält den Scheinwerfer. Der Arme, es ist mittlerweile 21 Uhr und der Fahrtwind lässt bestimmt sein Gesicht erstarren. Ich sehe ihn ja leider nicht, nur hören, ab und zu, wenn was in Sicht ist. Wohl bemerkt wir fahren querfeldein und es holpert das es nur so kracht. Dann wieder leises Gekicher - Anke sitzt auf den Patronen und wärmt sie vor - wie ein Emu auf seinen Eiern.
Schlussendlich wurden 5 Springböcke und ein Oryx geschossen. Diese werden nun zerlegt und portionsweise abgepackt.
Zum guten Glück waren wir mit zwei Autos unterwegs, Wulff, Anke und ich in einem und eine Handvoll "Jungs" in dem kleinen Buggy. Wir sahen von weitem wie ein Licht an-aus-an-aus ging und fuhren hin. Da die Tiere aussen am Wagen angebunden waren und herunter hingen, schaffte es ein Horn (vielleicht auch mehrere) sich in den hinteren Reifen zu bohren. Somit musste gegen halb elf noch der Reifen getauscht werden, bevor es zur Schlachterei ging.